Erst die Arbeit, dann das Vergnügen? oder: was Arbeit für uns bedeutet

6. April 2018

Ein großes und wichtiges Gesprächsthema bei unseren Treffen ist immer wieder „Arbeit“. Wir sind uns einig, dass Arbeit wichtig ist, für jeden persönlich, aber auch für die Gesellschaft. Dennoch bedeutet Arbeit finden, suchen und seiner Arbeit nachgehen für jeden etwas anderes.

Arbeit bedeutet für mich sehr viel. Arbeit ist der Nerv des Lebens und die Arbeit ist ein sehr wichtiger Teil vom Leben. Ich habe mir nie vorstellen können, dass ich mal ohne Arbeit leben muss. Jetzt frage ich mich immer wieder, wie ich ohne Studienabschluss Arbeit finden soll. Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes als Bauingenieur zu sein. In meiner Heimat habe ich das 17 Jahre lang studiert. Ein anderes Problem ist die Sprache. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich nicht gedacht, dass das Deutschlernen für mich zu so einem Problem werden könnte. Um meine Sprache zu verbessern, habe ich entschieden, mir einen Minijob zu suchen. Aber es ist sogar schwer so einen Job zu finden. Ich könnte Zeitungen austragen, aber dabei spricht man nicht und ich lerne kein Deutsch.

Mein Traumberuf war nicht Politikwissenschaftlerin. Als Jugendliche wollte ich Tischlerin werden und Möbel bauen. Heute träume ich oft davon Köchin in einem tollen Restaurant zu sein oder mein eigenes Café zu haben. Trotz dieses Wunschtraums freue ich mich auf den Start ins Berufsleben und bin froh, dass ich mit dem Kochen ein schönes Hobby habe, dass regelmäßig Freunde und Familie zusammenbringt.

An erster Stelle bedeutet Arbeit für mich eine schöne Zukunft. In Syrien, wo ich geboren bin, habe ich nach der Schule mit meinem Bruder auf unserem Feld gearbeitet. Dann habe ich einen Schulabschluss gemacht und mich an der Uni für das Fach Biologie immatrikuliert. Ich mag alle Art von Arbeit. Hier in Deutschland habe ich mich bemüht, vom ersten Tag an Deutsch zu lernen, damit ich bald arbeiten kann, und habe bis heute nicht aufgegeben, obwohl es viele Hindernisse gab.

Mein Wunschberuf ist eine Tätigkeit, die mir im besten Fall Freude macht und sich gar nicht wie Arbeit anfühlt. Ich weiß nicht, ob ich das erreichen kann, aber ich werde es versuchen, bis ich das Ziel erreicht habe.

Arbeit bedeutet für mich Leben, weil ich immer nebenbei gearbeitet habe. Zurzeit kann ich nicht arbeiten, weil ich krank bin und das macht mich traurig. Arbeiten motiviert mich und gibt mir das Gefühl, dass ich produktiv bin. Auch für ankommende Flüchtlinge ist Arbeiten sehr wichtig. Es hilft vor allem bei der Integration und gibt das Gefühl etwas Sinnvolles zu machen und Teil der Gesellschaft zu sein. Wenn man mit anderen Menschen zusammenarbeitet, lernt man auch die Sprache schneller und knüpft Kontakte.

Jede Person sucht Arbeit, jeder hat etwas gelernt: Lehrer, Doktor oder etwas anderes. Ich glaube, dass es wichtig ist, eine Arbeit zu finden, die einen wirklich interessiert. Früher habe ich Häuser gebaut. Heute möchte ich Koch werden, weil ich das sehr interessant finde oder mir eine Arbeit suchen, bei der ich anderen Menschen helfen kann.

Auf der Suche nach Arbeit habe ich mich einfach bei einem Restaurant gemeldet und gefragt, ob dort eine Aushilfskraft gesucht wird. Ich habe Glück gehabt und den Job bekommen. Wenn man sich für einen Job bewirbt, sollte man sich immer selbstbewusst vorstellen.

Mein Wunschberuf ist Diplom-Pädagogin. Die Arbeitsfelder im Sozialwesen sind breit gefächert und bieten die Möglichkeit, mit Menschen aller Altersgruppen zu arbeiten. Ebenso gibt mir der Beruf die Möglichkeit, so unterschiedliche Arbeitsfelder wie die Flüchtlingsberatung oder umweltpädagogische Bildungsarbeit kennenzulernen. Mein Traum wäre es, mein Hobby „Hunde“ mit meinem Beruf zu verbinden und zum Beispiel im Bereich tiergestützte Pädagogik zu arbeiten.

Auf der Suche nach Arbeit habe ich feststellen müssen, dass es relativ egal ist, was man als Geisteswissenschaftler studiert hat. Praktische Erfahrungen sind relevanter als die Fachrichtung. Ich verstehe auch nicht wieso es Bacherlorabschlüsse, Masterabschlüsse und verschiedene Staatsexamen gibt, das ist teilweise sehr verwirrend.

Arbeit bedeutet für mich etwas zu machen, das ich gerne tue und dass für mich mehr Sinn hat, als nur Geld zu verdienen. Arbeit soll etwas sein, in dem ich gut bin, in das ich mich voll einbringen kann und wofür ich wertgeschätzt werden. Trotzdem bedeutet Arbeit auch, eine auskömmliche Beschäftigung zu finden und genug Geld zum Leben zu verdienen.

Auf der Suche nach Arbeit hat mich oft die Verzweiflung gefunden. Ich fand es schwierig genau zu wissen, was ich will und was ich kann. Oder auch, ob das überhaupt irgendwen interessieren würde. Dann saß ich lange zu Hause, habe überlegt und das Internet durchforstet. Am Ende des Tages war ich oft verzweifelter als am Anfang. Und am nächsten Tag noch mehr. Seit einigen Jahren ist das anders. Sehr anders. Irgendwann habe ich Dinge entdeckt, die mir wirklich Spaß machen und anscheinend auch andere Leute interessierten. Seitdem bedeutet mir Arbeit sehr viel.