Seenotrettung geht weiter – zum Glück

16. November 2020

Am Wochenende hat das Bündnis United4Rescue bekanntgegeben, dass sie nach der Sea-Watch 4 ein weiteres Rettungsschiff in das Mittelmeer schicken werden. Das neue Schiff, die SEA-EYE 4, wird zurzeit umgebaut und soll bald in See stechen. Das Bündnis United4Rescue und der Kauf des ersten Schiffes wurde initiiert durch eine erfolgreiche Resolution beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019, die mittlerweile von über 40.000 Menschen unterschrieben wurde. Dank tausender Spender*innen wie Ihnen und Euch und der großen Unterstützung konnte die Sea-Watch 4 dieses Jahr in See stechen und bereits hunderte Menschenleben retten. Auch die SEA-EYE 4 wird nur durch viele Spender*innen möglich werden.

Doch trotz des Einsatzes der Sea-Watch 4 und der anderen zivilen Seenotretter*innen sterben weiterhin unerträglich viele Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer. Und die Staaten Europas? Schauen zu, machen die Grenzen dicht und ignorieren die Pflicht zur Seenotrettung. Die Zustände in den Lagern wie auf der griechischen Insel Lesbos sind unmenschlich.

Schlimmer noch: Die zivile Seenotrettung wird daran gehindert, Menschenleben zu retten. Fünf Rettungsschiffe werden aktuell unter fadenscheinigen Begründungen festgehalten. Und das, obwohl Seenotrettung eine staatliche Aufgabe wäre und alle europäischen Mitgliedsstaaten sich vertraglich zur Wahrung der Menschenrechte verpflichtet haben. Auch unser Bündnisschiff Sea-Watch 4 liegt derzeit fest.

Hier erhöht sich nun auch der Druck auf die italienische Regierung, nachdem sich unser Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, direkt in einer Videokonferenz mit der italienischen Transportministerin und dem Chef der Küstenwache für die Freilassung der Schiffe eingesetzt hat.

Hier zeigt sich auch die Stärke von United4Rescue und der Idee eines Bündnisschiffes: Durch das politische Gewicht der EKD und ihres Ratsvorsitzenden, öffnen sich Türen und Möglichkeiten, die sonst verschlossen geblieben wären. Auch deswegen ist die Nachricht, dass ein zweites Schiff geschickt wird, umso wichtiger. Denn das erhöht den politischen Druck auf die italienische Regierung und hilft auch den anderen festgesetzten Schiffen! Das Signal ist klar: Wir lassen nicht locker. Wir nehmen das nicht hin.

Appell an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen!

Um noch mehr Druck aufzubauen, hat United4Rescue einen öffentlichen Appell an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gestartet, das Sterben auf dem Mittelmeer zu beenden und sich für staatliche Seenotrettung einzusetzen.

Bitte unterschreibt den Appell an die Kommissionspräsident und teilt ihn mit anderen: https://wesendaship.org/erinnere-ursula-von-der-leyen/

“Drowned Requiem”: Europas Werte sterben auf dem Meeresgrund

Gleichzeitig hat United4Rescue die Kampagne “Drowned Requiem” gestartet, um mit einer künstlerischen Aktion die Menschen zu erreichen. In einer eindrucksvollen Performance hat die dänische Künstlergruppe ‘Between Music’ die eigentlich jubilierende Europahymne “Ode an die Freude” in eine Totenmesse (requiem) umgewandelt und spielt diese auf dem Grund des Mittelmeers, um an die vielen Ertrunkenen (drowned) und die Verantwortung der Europäischen Union zu erinnern. Zurecht, denn seit nun über drei Jahren weigern sich die Mitgliedsländer der EU eine gemeinsame und menschenrechtlich basierte Migrations- und Flüchtlingspolitik auf den Weg zu bringen. Das Europaparlament hat längst weitreichende Gesetzesvorschläge beschlossen. Hier könnt Ihr das Video anschauen: https://youtu.be/cKED6cGDyQg